Rebalancing ist kreativ
Kreativität entsteht durch Lernen von Anderen, mittels dem Verbinden von neuen Erfahrungen mit bereits vorhandenen Erfahrungen.
Pure Kreativität: Rebalancing
Rebalancing befindet sich in einer spannenden Entwicklungsphase. Einerseits hat sich die Methode in einem gewissen Rahmen in den letzten 50 Jahren in der Komplementären Therapie etabliert. Andererseits steht sie vor Herausforderungen, wie sich die Methode (d.h. die AnwenderInnen der Methode) in der näheren Zukunft selbst positionieren will. In dieser Phase erscheint es mir wichtig innezuhalten und einen Blick auf die Geschichte der Methode zu wenden. Ich empfehle die hier folgenden Sätze des Mitbegründers von Rebalancing George Rocky James über die Entstehung der Methode zu lesen:
„Im vorigen Jahrhundert begann eine Gruppe genialer Wegbereiter in der Erforschung von Körper und Geist die Art zu ändern, wie wir uns selber sehen. Sie reagierten auf ein Bedürfnis – den Mangel an zeitgemäßen praktischen und ganzheitlichen Wegen, unseren Körper besser zu nutzen und erfüllter in ihm zu leben. Die Standardmedizin orientierte sich immer mehr an Symptomen und spezialisierte sich darauf, Probleme zu beseitigen. Der Ruf nach einem weiter gefassten Ansatz und ganzheitlicher Heilung wurde laut. …..
Die von ganz unterschiedlichen Erfahrungen ausgehenden Körper-Geist-Pioniere lernten, dass der Mensch als Ganzes keine teilweise Behandlung braucht, sondern als Einheit angegangen werden will. Sie kamen zu der Erkenntnis, dass der Körper immer versucht, so gut zu sein, wie er nur kann, aber aufgrund äußerer und innerer Einflüsse möglicherweise vergisst, wie diese Aufgabe zu erfüllen ist. Das führt zu Unwohlsein bzw. einem Mangel an Wohlsein in Körper und Geist. Heilarbeit besteht dann vor allem darin, den Körper an seinen ursprünglichen gesunden Zustand zu erinnern. Dann finden Körper und Geist ganz natürlich in den Zustand der Balance zurück. Das ist wahre Heilung.
Zu den berühmten Pionieren in dieser neu entstehenden Wissenschaft gehörten Moshe Feldenkrais, F. M. Alexander, Milton Träger, John Upledger und Ida Rolf. Ida war es, die einmal sagte, sie und ihre bahnbrechende Arbeit seien nichts weiter als eine Brücke, und mit der Zeit würden andere aufgerufen werden, diese Brücke in neues Gebiet zu überqueren. Als Wegbereiter sahen sie, wie sich neue Perspektiven vor ihnen öffneten, sie praktizierten selbst und unterrichteten dann Schüler, die wissbegierig und aufnahmebereit zu ihnen strömten.
Einer der Menschen, die diese Brücke überquerten, war Schüler von Ida und mein erster Lehrer, Norm Cohn. Er brachte Idas Arbeit Mitte der 1970-er Jahre nach Indien, in eine pulsierende Gemeinschaft für spirituelles Wachstum. Dort traf ihre Technik auf viele andere Einflüsse, östlich wie westlich, modern und uralt, und verschmolz mit diesen. Führende westliche Technik – physische und psychologische – nicht nur mit traditionellen, sondern wirklich uralten Techniken zusammenzubringen, erwies sich als bedeutungsvoll.
Noch wichtiger war jedoch, dass dies in einem Umfeld mit spiritueller Grundlage geschah, denn das ermöglichte eine wahre Begegnung und die Entwicklung der (Wahrnehmung der) Einheit von Körper, Geist und Seele.
Aus diesem bewegenden Austausch von Vorstellungen, Kulturen und Herangehensweisen entstand Rebalancing. Ich werde als einer der Begründer dieser Technik angesehen, und in diesem Sinn habe auch ich Idas Brücke überquert. Doch wie auch immer, während dies geschah, schien es mir eine natürliche Entwicklung, eine ganz spontane Antwort auf die Vielfalt der in einen gemeinsamen Topf gegebener Zutaten. ……
Rebalancing wird wirklich ein globales Phänomen. Jedes Mal, wenn es eine Grenze überschreitet, stößt es auf neue Herausforderungen, die nach weiterer Entwicklung verlangen. Jeder neue Einfluss, der hinzukommt, erlaubt ein reicheres, tieferes Verständnis dessen, was wirklich möglich ist.„
George „Rocky“ James
Rebalancing im Spannungsfeld zwischen Bewahrung und Entwicklung
Unser Wunsch nach Neuem beflügelt unsere Kreativität. Wir nehmen über unser Gehirn Erfahrungen aktiv auf und verarbeiten diese von unseren Sinnesorganen gelieferten Informationen. In diesem Sinne schaffen wir beständig Neues. Sobald bestehende Grundlagen des Bekannten/Gewohnten (bewusst oder unbewusst) zerbrechen, suchen wir danach Neues zu schaffen. Unsere Kreativität wartet darauf Neues in die Welt zu bringen. Die Kreativität läuft dabei meist im Hintergrund ab und entzieht sich unserem Bewusstsein.
Veränderungen sind die Grundlage unseres Lebens
Veränderungen sind Bestandteil des Lebens. Dies gilt für uns Menschen, als auch für Methoden. Wir Menschen sind wir der Zukunft zugewandt. Was könnte in unserer Entwicklung das Nächste, das Neue sein? Dafür gibt es keine allgemeinen richtigen Antworten.
Dem Wunsch nach Neuem stehen unsere vertrauten Gewohnheiten und damit verbunden der Wunsch unseres Gehirns, möglichst wenig Energie zu verbrauchen, gegenüber. Wir wollen Bekanntes nutzen. Wir befinden uns in einem ewigen Spannungsfeld einer Wahl zwischen dem Bewährten und der Veränderung. Alles was uns allzu vorhersehbar erscheint, wirkt für uns nicht interessant. Alles was zu überraschend auftaucht, mag uns verwirren (und kostet uns einiges an Energie). Wir suchen Neues, aber bitte in Maßen und wir erfreuen uns an Überraschungen, aber bitte wohldosiert.
Menschen suchen ein Gleichgewicht zwischen dem Vertrauten und Neuen
Gelingt es uns einen Kompromiss zwischen diesen beiden Bedürfnissen herstellen (- auch in der Anwendung unserer täglichen körper- und komplementärtherapeutischen Praxis)? Diese Suche nach einem Gleichgewicht erlebe ich sowohl bei den Menschen die mich in der Praxis, als auch in den Fort- und Ausbildungen aufsuchen. Natürlich ebenso in mir selbst als Anwender. Es gilt die Balance zu finden, zwischen dem Erforschung von Neuem und der Nutzung von Wohlbekannten, zwischen Flexibilität und Starre. Die Welt in der ich mich befinde, soll sowohl sicher und zugleich auch nicht zu berechenbar sein.
Wir leben im Spannungsfeld zwischen Bekanntem und Unbekanntem
Uns begegnet überall Neues. Neue Moden, neue Frisuren, neue Fahrräder, neue Methoden, neue Handys, Uhren, Filme, etc.. Das „Neue“ hat dabei oft eine Ähnlichkeit mit dem Bekannten, es wird meist für uns Menschen leicht abgewandelt, obwohl es tatsächlich wirklich neu ist. So ertönt z.B. beim Photographieren mit einem Handy ein „Klicken“, obwohl es tatsächlich diese Mechanik gar nicht gibt. Uns wird dieses Geräusch nur als Ton abgespielt.
Kreativität entwickelt sich in diesem Spannungsfeld
Wir benötigen Neues, aber in Maßen. Wir suchen Überraschungen, aber wohldosiert. Menschen wollen Bekanntes nutzen und Unbekanntes erforschen. Unsere Gehirne suchen nach einem Gleichgewicht zwischen Vertrautem und Neuem. Idealerweise entsteht ein Kompromiss zwischen beiden.
Nichts entsteht aus dem Nichts
Kreative Dinge und Herangehensweisen entstehen, wenn es uns gelingt, vorhandene Ideen miteinander zu verknüpfen und/oder zu verändern. Auch in meiner täglichen Praxis wären absolute Vorhersagbarkeit langweilig. Ich strebe gewissermaßen nach Überraschungen. Vor allem in solchen Momenten, bei denen beim Klienten oder bei mir scheinbar keine Veränderungen mehr stattfinden. Spätestens hier lohnt es sich, mich daran zu erinnern: es passiert immer etwas.
Innovation im Rebalancing
Mit Anregungen von „anderen“ therapeutischen Therapieformen oder Ausflügen z.B. in die Biologie, der Natur, in die Kunst, zu wissenschaftliche Erkenntnisse und anderen Techniken etc., werden wir einen roten Faden der Innovation aufspüren, der diese unterschiedlichen Disziplinen in unsere tägliche Praxis einfließen lässt. Unser Gehirn wird diese Einflüsse kreativ verbinden und bereichernd anwenden.
Regelmäßige und vorhersehbare Belohnungen regen unser Gehirn sehr viel weniger an als unvorhersehbare Belohnungen. Überraschungen befriedigen uns. Ich wiederhole mich: unser Gehirn will einerseits Energie sparen, also versucht es die Welt zu erklären. Zugleich strebt es nach dem Reiz der Überraschung. Deshalb lieben wir weder endlose Wiederholungen, noch ununterbrochene Überraschungen. Das gilt ebenso in unserer täglichen Arbeit am und mit dem Menschen
So wichtig die Kreativität in der Vergangenheit für die Entstehung im Rebalancing war, so wichtig ist diese auf dem Weg in die Zukunft. Ob im Alltag in der Praxis oder in Austausch mit anderen Methoden. Es gilt unser Bild von uns selbst, von anderen und von der Welt ständig zu überdenken.
„Wir sehen die Welt nicht wie sie ist, sondern so, wie wir sind.“ Anthony de Mello
Wir nutzen unsere Erfahrungen, nehmen neue Eindrücke und Erfahrungen hinzu und stellen daraus etwas Neues her. Mit unserer kreativen Fähigkeit, über das Gelernte hinauszugreifen, ist es uns möglich, die Welt um uns nicht nur wahrzunehmen sondern zugleich eine andere mögliche Welten vorzustellen. Wir gestalten, was sein konnte.
Es war und ist mir von Herzen ein Anliegen, in all unseren Aus- und Fortbildungen (neben der Vermittlung von bewährten Grundlagen der Faszien-Berührungen) die kreativen Innovationen der Welt einfließen zu lassen. Diese begegnen mir in Menschen. In meiner Praxis als auch in meinem Alltag.
In diesem Sinne freue ich mich auf alle neuen Impulse und Eingebungen, die ich/wir in den kommenden Fort- und Ausbildungen (z.B. mit Dr. Godehard Stadtmüller) erfahren und erleben werden Angesichts der rasanten Geschwindigkeit, mit der sich die Welt heute verändert, werden wir uns in diesen Tagen darauf vorbereiten, neue und eigene Drehbücher zu schreiben.
Alle Termine lassen sich hier finden.